Hexenwahn in Franken

Hexenverfolgungen in Würzburg – Volks(aber)glaube und die Rolle der Obrigkeit

In Stift Neumünster findet man – wenn man sich etwas Mühe gibt – ein schönes von Tilman Riemenschneider geschaffenes Grabdenkmal. Fürstbischof Lorenz von Bibra würdigte damit den von ihm eingesetzten Abt des Würzburger Schottenklosters Johannes Zeller, genannt Trithemius (Wikipedia).

Was hat das nun mit den Hexenverfolgungen zu tun, die zwischen 1595 und 1630 in Würzburg und Bamberg ihren Höhepunkt erreichten?

Obwohl Trithemius „als eine der vielseitigsten und bedeutendsten deutschen Gelehrtenpersönlichkeiten seiner Zeit“ galt, und das, „obwohl er nie eine Universität besucht hatte“ (Wikipedia), kann er als einer der vielen Wegbereiter des neuzeitlichen Hexenbildes angesehen werden. Trotz seiner Bildung, war auch er in einer Vorstellungswelt gefangen, zu der Hexen ganz natürlich gehörten.

Auf Anfrage Kaiser Maximilian I., ob es denn nun Hexen gäbe oder nicht, antwortet er: „Was aber diese schaedliche leut, aller weissester Keyser in deinem reich fuer groß vnglueck anrichten, kan kein mensch gnugsam außsprechen. Dann sie zufordert Gott, den Chritlichen glauben vnd den H. Tauff verleugnen, sich sebst mit Seel vuud Leib den Teuffeln auffopfern, menschen vnd vih mit jrer Zauberey laehmen beschedigen, Umbbringen, vnd allerley Kranckheiten durch Gottes verhenbnuß vervrsachen […]“ (Zitiert nach: Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, Wolfgang Behringer (Hg.), DTV, 2000, 4. Aufl., S. 101)
Julius Echter von MespelbrunnJulius Echter von Mespelbrunn

Zur Zeit des Abtes Trithemius wäre es unnatürlich und sogar verwegen gewesen, die Existenz der Hexen zu leugnen. Kräuterweiber und andere Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft befanden, zogen schnell den Verdacht auf sich, aus irgend welchen Gründen mit dem Bösen im Bunde zu stehen. Auch der hochgebildete Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) dürfte persönlich kaum an der Existenz von Hexen und Hexern gezweifelt haben. Zwar bemüht man sich in letzter Zeit in vom Bild des „fanatischen Hexenverfolgers“ zu befreien (siehe hierzu Robert Meier: “Julius Echter als Hexenretter” und “Alles anderssals gedacht?”), dennoch bleibt unbestritten, dass unter seiner Regentschaft die systematischen Hexenverfolgungen in Hochstift Würzburg beginnen und unter seinen Nachfolgern katastrophale Ausmaße annehmen.

Heutzutage sind wir erstaunt über die Vorstellungen, in denen sich die meisten Menschen damals befanden. Ein wesentliches Element des Glaubens an Hexerei besteht darin, dass der Gläubige nicht bereit ist, die Kategorie “Zufall” als Erklärungsmöglichkeit für herausragende Ereignisse zu akzeptieren. Nimmt man den Sachverhalt erst einmal genauer unter die Lupe, dann ist weniger erstaunlich, dass die Leute zu Echts Zeit glaubten bei einer Sache müsse Hexerei im Spiel sein, als das Ausmaß der “Entzauberung” in unserer modernen Welt. Wir sind heute in großem Maß bereit Schicksalsschläge, etwa den Plötzlichen Tod eines Säuglings als bloßen Zufall zu bewerten (Zitiert nach Wikipedia). Daher waren Hebammen auch besonders gefährdet in den Verdacht der Hexerei zu kommen, denn einen spontanen Kindstot mochte und möchte niemand einfach als Zufall hinnehmen.

Was uns also dann doch mit den damaligen Menschen verbindet ist die Tatsache, dass es immer jemanden oder etwas geben muss der für erlittenes Übel verantwortlich gemacht werden kann. Der berühmte Sündenbock.

Kommen Sie mit auf eine Reise in die Köpfe der Menschen vor vierhundert Jahren. Diese “Hexenführung” soll keine “Grusel- und Schauderführung” sein, sondern zeigen, dass der Hexenglaube keine weit entfernte Sache des Mittelalters war sondern unserer Zeit viel näher liegt, als man glauben möchte.

Stationen der Hexenführung:

  • Juliusspital
  • Dom
  • Stift Neumünster
  • Altemainbrücke
  • Rathaus

Treffpunkt:

  • Haupteingang Juliusspital (Juliuspromenade)